Reisebericht Autoreise Südtirol-Norditalien-Venedig-Slowenien-Kroatien-Kärnten vom 01. bis 15. September 2018

 

Viel gesehen haben wir auf einer Reise, die uns 4.575 Kilometer abverlangte, uns aber nie kraftlos machte. Eine solche Reise bringt Begegnungen mit unzähligen Menschen, sehr schöne und nachhaltige, ärgerliche, oberflächliche und dumme und arg verwunderliche.

An den Anfang wollen wir ein paar beobachtete „Plagen“ stellen, die sicher von der einen oder anderen Leserin oder dem einen oder anderen Leser nicht so gesehen werden.

Da sind die Motorradfahrer, nicht nur in Deutschland die gefährlichsten und am häufigsten an Unfällen beteiligten Verkehrsteilnehmer. Eine Minderheit von ihnen rast und ist für sein Fahrzeug absolut ungeeignet, weil sie viele Menschen gefährden. Wir haben es oft erlebt und sind dankbar, dass wir durch sie keinen Schaden erlitten haben.

Auch zu Hause sind wir einverstanden, wenn rasende Motorradfahrer bei einem selbst verschuldeten Unfall alleine sterben und keine unbeteiligten Unschuldigen. Das ist klipp und klar unsere Meinung. Neben den Zweirädern sind es immer mehr Lastkraftwagen, die von rechts nach links geraten, weil sie unzweifelhaft laut eigener Beobachtung ein Handy betätigen. Bei Erwischen gehören sie auf der Stelle aus dem Verkehr gezogen. Dritte und kleinste aber nicht minder ungefährliche Gruppe sind die Wohnwagengespanne, die oft viel zu schnell als erlaubt fahren und dann wackeln und nicht selten umkippen. Das sind dann oft die Verursacher stundenlanger Staus auf den Autobahnen, von denen wir im Radio hören.

Eine Plage sind auch die vielen SUV’s auf unseren Straßen. Sie sind schon in der Eifel auf unseren engen Straßen verabscheuenswert, natürlich auch wegen ihres Schadstoffausstosses, aber ihre Fahrer neigen auch nicht selten zu unverschämten Fahren und vor allem Parken. In den knappen Parkräumen in Italien, Slowenien und Kroatien haben wir ganz oft erlebt, dass diese unnützen großen Gefährte zwei Parkplätze in Anspruch nehmen.

Demnächst ist in vielen Parkhäusern -auch und vor allem in Deutschland – die Reduzierung der Parkplatzzahlen zugunsten der SUV’s geplant, ohne dass dies für ihre Halter finanziell zu Buche schlägt. Da wird etwas sozialisiert, was es nicht dürfte!

Dritte Plage und da wollen wir uns vorsichtig ausdrücken, ist die Riesenmasse der Über-Tätowierten. Nicht missverstehen, wir haben etliche Freunde und Bekannte, die ein kleines Tatoo, z.B. eine kleine Rose, am Oberarm oder über dem Fußgelenk tragen. Was da aber jetzt abgeht, sprengt jeden Rahmen, den man tolerieren kann. Wir sahen hunderte von Menschen, die ganzkörpertätowiert waren, Männer lassen sich gar ihre Glatzen beschriften.
Moden kommen und gehen, Heinz trug in den frühen 70ern Cordschuhe, seine Leidenschaft wie ausgestellte Hosen oder Dackelohrhemden —- als die Mode vorbei war, legte man sie ab. Aber die Tätowierten müssten doch wissen, dass die Mode vorbeigeht und dass ihre Haut ein Organ ist und zwar eines, das schrumpft.
Einen Hautkrebs könnten die Bunt-Tätowierten nicht mehr erkennen und Ranga Yogeshwar hat uns belehrt, dass die Tatoo-Farben in den Lymphen der Menschen sind.Komme keiner, der eines Tages die Rückgängigmachung, schwierig und teuer, von allen Bürgern mit bezahlt haben möchte. Dagegen ist Heinz der erste, der eine Petition startet. Wir saßen in Piran drei Tage in einem Café beim Frühstück. Bei 12 Tischen waren wir die einzigen untätowierten Gäste. Wir sprechen von Bilderbüchern!
Eine nette Anekdote mag verdeutlichen, was auf die Menschen zukommt: ein Marinesoldat ließ sich 1918 auf sein bestes Stück in der Hose, auf das er sehr stolz war, tätowieren „Ruhm und Ehre der deutschen Flotte“. Gute dreißig Jahre später war da noch zu lesen „Rumpellotte“. Übrigens haben wir bei der Besichtigung des Gran Teatros La Fenice in Venedig keinen einzigen Tätowierten gesehen. Was schließen wir daraus?

Nun widmen wir uns entspannt dem eigentlichen Reisebericht.

 

Südtirol

Jahrelang hat für mich und meine Reisegruppen, die ich führte, gegolten: Zwischenübernachtung bei einer Italien-Reise in Sterzing. So sollte es auch diesmal sein. Aber ich wollte aus dem Sterzinger Trubel und entschied mich daher für einen Gasthof oberhalb von Sterzing auf 1.930 m Höhe, genannt das Sterzinger Haus.
Die Besitzerin hatte es zu ihrem Leidwesen versäumt, uns eine Wegbeschreibung zu geben. So suchten wir bis uns ein Ortskundiger den Weg wies und meinte, der sei mit unserem PKW nicht zu schaffen. Von wegen, was wir wollen, schaffen wir auch!

Wir fuhren 12 Kilometer im Dunkeln bergan durch einen Wald auf einem Waldweg, der so eben für Autos passierbar war. Ein Reh sagte „Guten Abend“, drei Hasen schlossen sich an und nach fast einer Stunde sahen wir Licht, o Wunder!
Dann machte uns auch der Regen nichts mehr aus; wir bekamen eine tolle Abendbrotzeit mit einem herrlichen Bier vom Fass und bezogen unsere Zimmer. Das sind Einzelzimmer, weil Heinz ständig an den Europameisterschaften im Schnarchen teilnimmt.

Solche Zimmer haben wir noch nicht gesehen. Nicht, dass sie besonders groß waren, aber sie hatten einen Balkon mit einer Traumaussicht, wie wir am nächsten Morgen feststellten und ausnahmslos handgefertigte Zirbenholz-Möbel, ein Traum. Ein Schreiner und Innenarchitekt, der Preise gewinnen müssen. Den Nachttisch der Zimmer stellen wir mit Bild ein.

Dann gab’s ein Frühstück, das seinesgleichen sucht. Reichhaltig, regional und mit Filterkaffee und keiner Brühe, die sich Crema nennt! Wir genossen das Frühstück eine volle Stunde, fotografierten viel und begaben uns auf den Weg abwärts, diesmal eine gute halbe Stunde und waren versöhnt, denn ein solcher Weg lässt nur Individualisten hochfahren und die waren halt dort!

Darauf stellten wir fest, dass die Brennerautobahn erfreulicherweise ein Stück wegen eines Radrennens gesperrt war und genossen daher die alte Brennerstraße, die wir ohnehin an einem Sonntag nutzen wollten, mit ihren Dörfchen und Weilern und der herrlichen Weinstraße.

Eine lange Mittagspause gönnten wir uns im schönen Meran, arg überlaufen, mit einer schönen Promenade und herrlichen Kollonaden ausgestattet und ein Eldorado für alte Damen. Es gefällt uns, die Gastronomie war gut, die Fotomotive auch, aber für uns wäre es nicht der Ort zum Wohlfühlen: ein wenig zu viel Schicki-Micki und mehr als ein wenig zu viel überlaufen.

Abends waren wir dann recht früh in Cremona, das Heinz schon 1982 einmal gesehen hatte. Es war eine sehr gute Entscheidung, dort eine Nacht zu verbringen.

 

 

Cremona in Norditalien am Rande der Po-Ebene

Heinz flippte ja fast aus, als er beim Einfahren in die Stadt eine lange Prachtstraße sah, die den Namen Paolo Sarpis trug. Das war DER Berater der venezianischen Serinissima in Venedig im 16. Jahrhundert und einer ersten, der auf der Friedhofsinsel San Michele begraben wurde. Er war Widersacher mehrerer Päpste zugunsten der Politik Venedigs und wurde im Auftrag eines Papstes niedergestochen und lag mehrere Monate im Koma und überlebte dank seiner robusten Statur. In Veneziano, dem Dialekt, gibt es für „Stilett“ und „Stil im Sinne von Benehmen ein und dasselbe Wort“. Sarpi sprach nach seinem Wachwerden den berühmt gewordenen Satz „Nun erkenne ich den wahren Stil der römischen Kurie“. Doppeldeutig …. Wer Straßen und Plätze nach Sarpi benennt, bringt damit zum Ausdruck, dass er denkt und nicht denken lässt ……

Wir bezogen ein Hotel in der Fußgängerzone, bekamen tolle Hilfe beim Benutzen des Parkhauses und erhielten morgens keineswegs ein italienisches Frühstück sondern ein reichhaltiges Buffett und, o Wunder, wieder mit tollem Filterkaffee.

Abends erkundeten wir die Stadt, sahen einen tollen Dom mit Baptisterium, Plätze mit hunderten von Menschen, gemütlich und mit ganz vielen Hunden, was uns sehr freute und verspeisten in aller Ruhe ein Risotto. Und weil das so gut war, mussten sogar anderthalb Liter kühler Weißwein her.

Am nächsten Morgen ergab dann unser hartnäckiges Fragen, wo wir die Spuren von Antonio Stradivari und Claudio Monteverdi finden konnten. Der eine lebte und starb dort und zur Fortführung seiner genialen Arbeit gibt es in Cremona unzählige Geigenbauer. Stradivari selbst sitzt mit einer Geige vor seinem Wohn-und Sterbehaus.
Claudio Monteverdi, in Cremona geboren und einer der ersten Opernkomponisten der Welt, liegt in der Frari-Kirche in Venedig begraben und hat auf einem Sockel eine Büste aus Bronze in einem Park.
Auf keinen der beiden ganz Großen weist die Stadt mit Hinweisen oder Erläuterungen hin. Wie gerne wäre Heinz dort mal ein halbes Jahr für Öffentlichkeitsarbeit zuständig bei diesen Pfunden, mit denen man wuchern könnte!

Wir verließen Cremona, für das man gerne zwei Tage aufwenden kann und begaben uns in Richtung Po auf die Spuren Guiseppe Verdis, der Heinz‘ Lieblingskomponist ist und auch politisch durchaus zum Vorbild taugt. Er ist 88 Jahre alt geworden, hat uns 27 Opern und unzählige Musikstücke hinterlassen, den Freiheitskampf der Italiener von 1848 mit begleitet und war menschlich sehr hochstehend.
Auch auf ihn sucht man auf den Straßen vergebens nach Hinweisen. Sant‘ Agata ist der Weiler, in dem er sich eine Villa bauen ließ. Sie war an einem Montag geschlossen, nachdem wir sie lange gesucht hatten, waren wir doch enttäuscht, sie nur von außen fotografieren zu können.

Den Friedhof haben wir auch besucht, nichtsahnend, dass seine erste Frau und seine beiden kleinen Kinder dort nicht ruhen. Das kann man nicht einmal googeln. Für die, die es interessiert, sie ruhen mit dem Meister und seiner zweiten Frau in Mailand.

In Busetto wollten wir das kleine Opernhaus besuchen, das vor einigen Jahren um eine Dauer-Ausstellung zur großen Sängerin Renata Tebaldi erweitert wurde – aber auch hier war Montag, genau wie im Örtchen ein paar Kilometer, in dem Verdi geboren ist. Sein Geburtshaus ist von außen schön; wir hätten es gerne von innen gesehen.

Dann aber kam die größte Herausforderung des Tages: das Grab von Luciano Pavarotti soll sich in einem Dorf 20 km südlich befinden. Die Quellen geben gleich zwei Dörfer an. In keinem war das Grab, aber der Hunger nagte an uns.

Wir fanden es dann in dem Städtchen Montale Rangone und sind drei Mal am Friedhof vorbei gefahren. Er befindet sich neben einem Spielplatz und ist als Friedhof nicht erkennbar. Auf Pavarottis Grab wird in der Stadt und dem Friedhof selbst nicht hin gewiesen. Aber die Geduld lohnte sich, wie die Bilder zeigen. Wir haben uns bei ihm bedankt, von dem die Welt noch in 100 Jahren sagen wird, dass er er größte Tenor des 20. Jahrhunderts war.


Dann wurde es Zeit für Venedig.

 

 

Venedig, Murano, Burano, Vignole

Geplant hatten wir vor Monaten, das Parkhaus „Tronchetto“ zwischen Mestre und Venedig zu wählen. Es sollte je Tag 29 Euro kosten, das x 5! André fand heraus, dass die Parkplätze um den Flughafen San Michele viel näher an Murano sind und vor allem sehr viel weniger kosten.
Wir buchten einen Platz für 20 Euro insgesamt für fünf Tage, bewacht und mit Shuttle-Bus-Dienst versehen. Auch buchten wir auf dem Spezial-Vaporetto „Alle Laguna“ ein Ticket für hin und zurück. Wir wurden auf Murano an der Haltestelle „Museo“ -100 Meter von unserer schönen Ferienwohnung- entfernt abgesetzt und Tage später auch wieder dort abgeholt. Merke: Italiener sind nicht nur chaotisch sondern auch organisatorisch begabt und preiswert und dem Touristen zugewandt!

Wir bezogen unsere schöne Wohnung (mit einem kleinen Garten), nahe dem Duomo von Murano, speisten schön in unsere „Trattoria dell‘ Duomo“ und Heinz war glücklich, das 67. Mal und André ebenso glücklich das 8. Mal im geliebten Venedig zu sein.

Am ersten Venedig-Tag führte uns der Weg nach San Michael an das Grab von Heinz‘ Freundin Roswitha. Der Besuch musste arg kurz gehalten werden, weil erstmals in den Jahrzehnten eine Mückenplage wirklich alles verleidete. Wir beide hatten in den Venedig-Tagen unzählige Stiche, die uns plagten. Mückenfrei waren wir eigentlich nur morgens in unserer Bar auf Murano, in der wir frühstücken und wo man uns gut kennt und mit viel Hallo begrüßt. Heinz bekam auch seine „Baccala-Tramezzini“, das ist ein Püree, das aus dem Stockfisch gerührt wird.

Wir besuchten an dem Tag auch erstmals zusammen die Insel San Giorgio und die gleichnamige Kirche von Andrea Palladio; der Platz ergibt das schönste Motiv für ein Bild von San Marco und dem Dogenpalast. Zum 500. Geburtstag von Jacopo Tintoretto, dem Lieblingsmaler von Heinz, besuchten wir eine schöne Ausstellung in der Malschule von San Marco aus dem 16. Jahrhundert. Auch Tintoretto war eigentlich der erste gemeinsame Besuch des Dogenpalastes geschuldet, bei dem auch die Seufzerbrücke und die Gefängnisse (Casanova!) von innen sieht.

Der zweite Ausflugstag galt Burano, der bunten Fischer- und Bauerninsel, die alle Menschen so sehr lieben. Der Ehrlichkeit halber: auch dort gab es ganz wenig Mücken. Wir trafen unseren guten Bekannten Marco, der ein kleines anspruchsvolles Geschäft auf Burano betreibt. Er stellte uns Frau und Tochter vor.
Auch besuchten wir den aussagekräftigen Friedhof von Burano, herrlich am Meer gelegen. Ältester „Bewohner“ dort ist eine 106-jährige, ca. ein Dutzend weitere Menschen, die über 100 Jahre alt wurden, liegen dort begraben. Die Schar der über 95- und über 90-jährigen ist sehr, sehr groß.

Marco wies uns auf die derzeit älteste Inselbewohnerin, Signara Emma, hin. Sie wird (hoffentlich) im nächsten Februar 105 und ist noch ein paar Stunden am Tag berufstätig. Sie ist eine Klöpplerin seit mehr als 90 Jahren und arbeitet noch zwischen zwei und vier Stunden am Tag. Morgens trinkt sie in einer Bar nach einem kleinen Frühstück einen Aperol-Spritz, mittags bei einem Drei-Gänge-Essen ein Glas kühlen Weißwein und abend nach einem kargen Abendbrot ein Glas Rotwein. Sie ist geistig fit und lässt sich gerne mit Touristen fotografieren. Ihre Haare sind bis zum heutigen Tag ungefärbt und einer Brille bedarf sie nicht. Sie hat in dem Lokal, das unser Geheimtipp ist, gespeist und saß bei uns in der Nähe. Wir haben sie nicht belästigt, aber von weitem fotografiert. Sie erlebt zu haben, war schon ein Höhepunkt nicht nur dieses Tages sondern auch der Reise.

Abends haben wir nach ein wenig Bettruhe in der Wohnung unseren Lieblingsplatz Campo Santa Margharita, den drittgrößten und venezianischsten Platz der Stadt besucht und zum zweiten Mal an dem Tag ein tolles Essen und ganz viel guten Weißwein zu uns genommen. Das Lokal kennt uns und wir kennen es, wir geben den Tipp ungern weiter, weil es gar nicht zu viele Menschen sein sollen, die ein dreigängiges Menue Touristico verzehren sollen zu Preisen, die zu Hause entschieden höher sind.

Ein weiterer Tag galt dem Besuch des Biennale-Parks. Das Festival lief noch, aber wir sind nicht die Leute, die dergleichen besuchen. Der Park gefiel uns gut, wir trafen auf einen Brunnen mit mindestens 50 Wasserschildkröten, die wir fotografierten.

Das Viertel Castello kommt für den Durchschnittstouristen an sich wenig in Frage, ist aber typisch venezianisch. Wir aßen dort ein wenig, passten auf, dass keine Tricks zum Abzocken angewandt wurden, gingen am Arsenal und dem Meeresbiologischen Institut vorbei, speisten noch einmal auf dem Campo Santa Margherita, exakt das Menue vom Vorabend und besuchten dann die Frari-Kirche, die absolute Lieblingskirche von André von allen Reisen.

Dort gab es etwas zu feiern: im Mai ist die Assunta, die Himmelfahrt Tizians 500 Jahre alt geworden. Sie wurde zuletzt 1966 restauriert und ist so platziert, dass es scheint, als sei die gesamte Kirche aus dem 13. Jahrhundert um das Bild gebaut.

Die Kirche enthält das Grab Tizians, der 98 Jahre alt geworden ist, das Grab des Architekten Canovas, das Grab Claudio Monteverdis und die Gräber fast der Hälfte aller Dogen, dazu viele Bilder Tintorettos, davon eines, auf dem ein Knabe dem Betrachter die optische Täuschung vermittelt, dass er ihn von allen Standorten ansieht. Für André ist es stets ein langer Hochgenuss, das Grabmal eines Dogen von ungeheurer Wucht anzusehen und es immer wieder zu fotografieren. Ein Bild ziert sogar den ganzen Tag sein Smartphone. Vier Mohren, übergroß, geschaffen von Andrea Palladio, dem Genie, tragen den Sarkophag des Dogen ……..

Mit einem Stadtbummel endete unsere Venedig-Tour. Abends genossen wir ein feines Abendbrot in der Wohnung und diskutierten die Eindrücke der Tage mit dem Ergebnis, dass wir künftig wieder in der Zeit zwischen 0ktober und April in die Stadt kommen. Da gibt es weniger Besucher, keine Mücken und viel weniger Bilderbücher auf den Straßen, deren mangelnde Ästhetik uns manchen schönen Anblick in Venedig verdarb.

 

 

Slowenien

In dieses Land haben wir uns verliebt! Es bietet auf kleinem Raum alles, was ein Touristen-Herz begehrt: Meeresküste, Mittelgebirge, Hochgebirge, Gebirgsseen, schöne Städte, Naturschönheiten ausgefallener Art, einen netten Menschenschlag.

Wir wohnten in Piran an der Küste, hatten nicht gerade Glück mit der Ferienwohnung und fühlten uns insgesamt in dem Ort nicht wohl. Es gibt keinen Strand, nur große Felsblöcke am Ufer, Leitern mit denen man ins Meer steigt und dann wie Fragezeichen auf den Steinen liegt, ununterbrochen laute Techno-Musik. Da geht der schönste Platz Sloweniens, da gehen die kleinen Gäßchen ganz unter. Es ist nur möglich, gegen horrende Gebühren in Parkhäusern vor der Stadt zu parken u. Mit regelmäßig verkehrenden Shuttle-Bussen in die Stadt zu fahren.

 

Wir werden die Orte an der Küste Slowenien sicher nicht mehr aufsuchen.

Dafür haben wir aber das Land erlebt — und wie! Die Höhlen von Postojna haben uns schlichtweg umgehauen! Man fährt rund fünf Kilometer mit dem Zug durch die Höhle und wird dann anderthalb Kilometer deutschsprachig durch die Höhle geführt.
Die Höhle hat insgesamt drei Etagen und einen ungeheuren Reichtum an Stalagmiten und Stalagtiten. Sie ist 1891 entdeckt worden und im Grunde seitdem zugänglich. Man hat nie Pechfackeln oder viele Kerzen gebraucht, sodass die herrlichen Dinge der Höhle sauber sind wie vor Jahrtausenden. Es gibt keine Seen in der Höhle, die über 700.000 Jahre alt ist. Da geht einem vieles durch den Kopf. Da wird beispielsweise die Schöpfungsgeschichte zumindest für uns zum Märchen. Sie ist es ganz besonders dann, wenn man die betrachtet, die sie weltweit wörtlich nehmen. Der Aufenthalt in der Höhle bei 11 Grad tut gut, der Besuchspreisvon 25,90 Euro ist absolut gerechtfertigt.
Wir kamen aus dem „Wow“ nicht mehr heraus. Viel haben wir gesehen in der Welt, aber diese Höhle gehört zum schönsten und übertrifft die beiden schönen Höhlen von Mallorca bei weitem.
Wir können den Besuch wirklich jedem empfehlen.

Danach sind wir zu einer Festung in der Nähe gefahren, die wir von ihnen nicht sehen wollten, weil Kriegsgerät und dergleichen gezeigt wird. Aber von außen, in einen hohen Fels geschmiegt, ist sie beeindruckend und ein herrliches Fotoobjekt.

Am selben Abend erlebten wir ein weiteres Highlight: die Hauptstadt Ljubljana, in K.u.K.-Zeiten Laibach. Die Altstadt ist völlig erhalten und hat ein mediterranes Flair. Am sitzt auf beiden Seiten des Flusses, erlebt eine Altstadt mit fast allen Baustilen, findet eine saubere Stadt vor, die in Deutschland ihresgleichen sucht und findet eine allerorten sichtbare Tierliebe. Eine Festung thront über der Stadt, es gibt einen schönen Markt mit regionalen Produkten, gute Biere und eine gute Küche.

Dort waren wir sicher nicht das letzte Mal.

Der nächste Tage gehörte den Julischen Alpen. Der Bleder See zu ihren Füßen ist sehr bekannt und auch sehr schön mit seinem Inselchen. Allerdings sollte man an wettermäßig schönen Sonntagen den Ort und den See meiden, denn Parken ist nahezu unmöglich und der Ort und der See sind so etwas von überlaufen, dass man schnell weg möchte. Aber schön ist dort! Man fahre an Werktagen dorthin!
Wir sind dann in die Gebirgsdörfer der Julischen Alpen gefahren, eines schöner als das andere. Wir frönten unserer Leidenschaft des Besuches der Friedhöfe; sie können viel erzählen.
Durchweg bewegten wir uns auf 1.500/1.600 m Höhe auf gut ausgebauten Sträßchen. Wir trafen sehr freundliche Menschen, haben in einem der Dörfchen während eines Gewitters schön gegessen in einer Veranda; der Schnürl-Regen tat dem Gemüt gut.

Dann ging es zum Bohinj-See, traumhaft gelegen, umgeben von schönen Orten, im Winter ein tolles Ski-Gebiet. Den gerühmten Wasserfall haben wir nicht erstiegen, weil uns gesagt wurde, dass er im heißen Sommer zu einem Rinnsal verkommen ist.
Aber wir haben die Dörfer genossen, die herrlichen Landschaften fotografiert und waren richtig glücklich, einen so schönen Sonntag in den Julischen Alpen verbracht zu haben.

Slowenien ist piksauber, kennt auch Mülltrennung, hat die wenigstens Motorräder der besuchten Länder, praktiziert eine gut sichtbare Tierliebe und kann dem Besucher viel bieten.Wir haben auf die barocke Stadt Maribor verzichtet und ihre schöne Mittelgebirgs- und Weinbauumgebung, auf die vielleicht noch paar anwesenden Störche — aber wir mussten schon aussuchen.
Slowenien ist auch sehr als Land der Kuren gegen mannigfaltige Wehwehchen und Leiden bekannt und zu empfehlen. Dazu ist der Euro ein guter Teil der Urlauber-Bequemlichkeit, wir sahen es gleich darauf in Kroatien, wo es ihn noch nicht gibt.

Slowenien wird ganz sicher von uns noch häufiger besucht, auch von Kärnten aus, das wir beide sehr mögen.

 

 

Kroatien

Rovinj in Istrien ist ein Teil der Kvarner Bucht und nur 70 km von Piran entfernt.

Wir hatten uns für ein schönes Häuschen auf dem Land, vier km von Rovinj entfernt entschieden und haben es bestens angetroffen. Fußläufig waren in ansprechender Landschaft Lokale zu erreichen. Mit dem Auto findet der deutsche Urlauber seinen Lidl, dm-Markt und den Hofer an allen Ecken. Auch Kroatien hat sich der Sauberkeit des öffentlichen Raumes verschrieben. Auch hier ist es durchweg sauberer als bei uns.Tiere haben auch hier einen hohen Stellenwert. Das Städtchen ist vielen Leuten, die diesen Bericht lesen, bekannt und es ist zumeist sehr beliebt.

Heinz kannte es schon von etlichen Reisen und bemerkte die Unterschiede zu den Jahren vorher: erheblich gestiegene Preise, Mülltrennung, grauenhafte Großhotels -leider unübersehbar-. Aber ihr Flair hat die Stadt behalten.Wir waren aber mehr darauf aus, vom Land viel zu sehen.

Deshalb waren die Plittwitzer Seen und -Wasserfälle unser Ziel.

Im Gegensatz zu Slowenien sind die gut ausgebauten Autobahnen mautpflichtig, auch dann, wenn sie über lange Strecken von „normalen“ Straßen unterbrochen werden.Wir wählten auf der Hälfte der weit über 200 km langen Strecke Straßen auf dem Land.
Schnell begriffen wir, dass hier der Krieg in den 1990er Jahren getobt hatte. Zerschossene Häuser, notdürftig aufgebaute Häuser, viele Gräber an den Straßen, fast alle vom September 1991. Wir besuchten Friedhöfe, fanden Gräber mit gleich fünf Kriegstoten aus drei Generationen einer Familie. Bauern verkauften ihre Produkte an der Straße; überall war die Armut zu erkennen.

Wir wissen, dass es schwierig ist, insbesondere mit Kroaten über den Krieg zu reden. Heinz wusste es von Gruppenreisen, dass Reiseleiter selten dazu die Wahrheit sagen und insbesondere die Ursachen, die 1944 in Kroatien zu suchen sind, nicht nur entstellt, sondern wahrheitswidrig darstellen. Aus diesem Grunde haben wir unsere Betroffenheit nicht zum Ausdruck gebracht; wir gaben den Bauern etwas zu verdienen und haben uns viele Gedanken gemacht.

Die Plittwitzer Seen können den Besucher einen vollen Tag beschäftigen. Wir haben uns für die A-Strecke von zweieinhalb Stunden entschieden und waren hin und weg. Massen von Menschen waren unterwegs; es war ausgeschlossen, ein Boot für die Fahrt über den größten See zu besteigen; es hätte eine Stunde Wartezeit benötigt – – in nicht zu knapper Hitze. Auch die Bahnen waren ständig belegt. So waren wir per pedes unterwegs und konnten ein Naturwunder intensiv genießen. Das saubere Wasser, die Fische, die ungewöhnlichen Pflanzen – das alles ist eine Wohltat für die Seele.

Wir ließen uns auf der Rückfahrt verleiten, den allseits gerühmten Ort Opatja zu besuchen, was wir verdammt bereut haben. Der Ort hat parallel zur Meerespromenade eine Durchgangsstraße, die sehr stört. Die Straße ist gesäumt von Prachtbauten der Belle Epoque, aber die Stadt hat null Flair.Heinz ist im Nachhinein froh gewesen, dass er mit seiner Gruppe 2009 sich für Rovinj statt für Opatja entschieden hat.

Der letzte Tag in Kroatien gehörte Wein und Ölkäufen bei den Bauern und dem Besuch der Stadt Porec, um vieles schöner als Opatja und auch Rovinj. Die Stadt ist groß, hat viele Gäßchen und hat auch viele Besucher, die sich bei der Größe ganz gut verlaufen.

Sie besitzt eine Basilika aus dem 5. Jahrhundert, unter sehr frühem Unesco-Schutz stehend. Wir fanden das Mosaik der Klosterkirche so bemerkenswert, weil sich wieder zeigte, dass die Kirche in ihrer Frühzeit positiv und nicht machtgeil war. Es wird im Mosaik nichts Schreckliches oder Abschreckendes oder Strafendes dargestellt, sondern es handelt sich bei den Darstellung um eine Frohbotschaft und nicht wie in romanischen oder gar gotischen Kirchen um eine Drohbotschaft. Die Ausgrabungen innerhalb des Basilika-Grundstückes sind beeindruckend, Fragmente von Funden ebenso. Wir waren sehr beeindruckt und können jedem den Besuch empfehlen — er wird auf die gleichen Gedanken kommen wie wir, da sind wir sicher.

Wir fanden ein schönes Café in einem Innenhof, ruhig und grün bewachsen und haben abends auf dem Lande einfach schön gespeist und unsere restlichen Kuna bei den Bauern am Straßenrand für Schnaps (Mistel!, Prophylaxe gegen Krebs) und Feigen und Olivenöl ausgegeben. Dann kam noch ein kleiner Besuch am Limfjord, der so oft Kulisse für Filme abgab. Wir fanden das Land abschließend facettenreich, fröhlich und traurig, mit viel schöneren Küsten als Slowenien und seine Menschen freundlich, zuvorkommend und kommunikativ (wenn man Glauben und Krieg weglässt).

 

 

Kärnten

Der letzte Tag führte uns nach Kärnten, in dem André die Urlaube seiner Kindheit verbrachte.

Auf der Lammersdorfer Hütte überhalb von Millstatt haben wir herrlich gesessen, gegessen und einen Busfahrer bewundert, der die 12 % Steigung auf schmaler Straße mit seiner Gruppe geschafft hatte. Die Schweinchen dürfen dort völlig artgerecht leben; auch ihnen haben wir wie immer eine ganze Menge Zeit gewidmet, eingedenk dass Schweine im Durchschnitt klüger sind als Politiker.

Danach haben wir ein schönes preiswertes Hotel für die letzte Nacht bezogen, erlebten ausruhend auf dem Bett ein Gewitter, normal dachten wir.

Als wir dann in die Höhe fuhren, um ein Ferienhäuschen fürs nächste Jahr zu suchen (und zu finden), da erlebten wir etwas in unser beider Leben Einmaliges: eine Decke Hagel auf Wiesen und Dächern, auf Straßen und Wegen; er hatte alle Blumen zerstört, viele Äste herunter geschlagen. Aber er war in seinen Körnern so klein, dass die Autos dort hoch oben keinen Schaden genommen hatten.

Dann genossen wir am Samstagmorgen ein tolles Frühstück, fuhren in Richtung Salzburg von dannen und erlebten dann am Grenzübergang nach Salzburg sehr Ärgerliches. Angesagt waren durch die Grenzkontrollen Bayerns 25 Minuten Wartezeit. Es wurden 57 Minuten und zwei gelangweilte junge Polizisten, ein Mädchen und ein junger Mann, die sich angeregt unterhielten, winkten uns durch, ohne uns einen Blick zu gönnen.

Eines beschwöre ich: jederzeit schmuggele ich an diesem Übergang ein paar Flüchtlinge durch, ohne dass es einer merkt. Die Kontrolle ist wie eine Sauce. Sie ist angerührt unter unappetitlichen Zutaten, eine Art bittere Kräuter, für Menschen eigentlich nicht genießbar. Sie heißen Seehofer, Söder, Dobrindt oder Scheuer. Die Kräuter haben den Nebeneffekt, die Zeitgenossen zu verarschen. Sie wollen eben nicht ausgerottet werden, wie es droht, sondern sie wollen die Landschaft beherrschen.

Dafür wäre dann der Kärtner Hagel sehr gut!

 

Wir hoffen, Ihnen Freude mit diesem Bericht und unseren Bildern gemacht zu haben. Gerne geben wir den Freunden und Bekannten unter Ihnen, auch den netten Unbekannten, weitere Tipps.

 

André und Heinz

 

im September 2018

 

 

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